Jack Reacher: Ein politisch unkorrektes Phänomen

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Der Mann, den es eigentlich gar nicht gibt, hat jede Menge Fans. Sein Name: Jack Reacher. Davon abgeleitet bezeichnen sich seine eifrigsten Bewunderer als „Reacher Creatures“. Diese sind im Gegensatz zu ihrem 1,90 Meter großen, muskelbepackten und eisenharten Idol jedoch meist recht durchschnittliche Zeitgenossen und außerdem begeisterte Bücherfreunde. Denn Jack Reacher ist leider nur ein Romanheld, wenngleich auch von außergewöhnlichem Format.


Romanheld Jack Reacher: Geboren als 36-Jähriger

Als Jack Reacher 1997 von seinem Erfinder, dem Autor Lee Child, erstmals auf die literarische Bühne geschoben wird, ist er gerade 36 Jahre alt und hat soeben die US-Army verlassen. Bisher an Termine, Regeln und Befehle gewöhnt, lebt der ehemalige Militärpolizist die unerwartet eingetretene Freiheit nun auf extreme Weise aus und wird zu einer Art Nobel-Landstreicher. Einen dauerhaften Wohnsitz hat Jack Reacher nicht. Er durchquert planlos und von Zufällen gelenkt die Vereinigten Staaten. Sein Gepäck besteht im Wesentlichen aus einer zusammenklappbaren Zahnbürste. Sobald seine Kleidung verschmutzt ist, ersetzt sie der Ex-Major durch preiswerte Neukäufe. Nach der ihm eigenen Rechenweise ist dies kostengünstiger, als Wäsche zu waschen.

Lee Child schuf Weltverbesserer wider Willen

Das erste Abenteuer seines neuen Lebens bringt Jack Reacher in arge Bedrängnis, aus welcher er sich durch Kombinationsgabe und kämpferische Qualitäten befreit: Dem Zufallsprinzip folgend, steigt er nachts auf einer einsamen Landstraße aus einem Überlandbus aus. Er läuft mehrere Stunden, bis er eine etwas seltsame Kleinstadt erreicht, wo er umgehend wegen Mordverdachtes verhaftet wird ...


Bereits im ersten Jack-Reacher-Roman treten jene Eigenschaften zu Tage, welche den Haupthelden bei seinen Fans so überaus beliebt machen. Sein Weltbild ist nicht sehr kompliziert: Für ihn gibt es nur richtig oder falsch, ja oder nein, schwarz oder weiß, niemals aber graue Nuancen. Obwohl ein genügsamer Eigenbrötler, treibt ihn sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn dazu, Schwächeren gegen ihre Peiniger beizustehen. Oft geschieht dies auf recht handfeste Weise.

Reachers Temperament gleicht dem eines Elefanten: Er ist von sich überzeugt, sucht die Konfrontation nicht, geht ihr aber auch nicht aus dem Weg. Wenn man ihn ärgert oder herausfordert, schlägt seine ruhige Gemütslage jedoch in gerechten Zorn um. Niemand kann ihn dann mehr aufhalten, denn Jack Reacher wird zur präzisen Kampfmaschine. Sollten die betroffenen Schurken anschließend noch weiterleben, dann nur in recht ungesundem Zustand.

Faszination Jack Reacher

Obwohl der ehemalige Militärpolizist den Charme eines Dinosauriers entwickelt, zieht er Frauen in Scharen an (und irgendwann meist auch aus ...). Im realen Leben erfreut sich der Romanheld ebenfalls großer Beliebtheit. Lee Childs Jack-Reacher-Abenteuer werden in der Regel Bestseller. Das mag zunächst verwundern, denn immerhin ist Reachers Denkweise ultrakonservativ, undemokratisch und frei von jeglicher psychologischen Verwässerung. Vermutlich möchte kein kultivierter Leser wirklich so sein. Aber manchmal wäre es eben doch ganz schön, einen großen, starken Freund wie Jack Reacher zu haben ...

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