Fancy.jpg

Fancy: Unvergessener Disco-Star der 80er Jahre

Dieser Text kann Produktlinks zu externen Seiten enthalten, für die der Autor ggf. eine Vergütung erhält. Die Links sind zur korrekten Umsetzung der Transparenzpflicht auffällig gekennzeichnet.

In Sachen Kreativität gehört Manfred Alois Segieth zum deutschen Spitzenpersonal der Musikszene. Er kann auf zahlreiche vordere Platzierungen in den deutschen Hitparaden verweisen, hinzu kommen mehrere Top-10-Hits in Europa, Asien sowie den US-Billboard-Charts. Seine alten Songs sind längst Evergreens, die auf keinem Volksfest fehlen dürfen. Die Shows des Künstlers präsentieren sich bunt, manchmal sogar schrill. Er ist ein Original, das die Popwelt jenseits aller kurzzeitigen „Superstars“ bereichert. Manfred Alois Segieth? Wer? Besser bekannt ist der Mann aus Bayern unter seinem Künstlernamen: Fancy.

Fancy: Der Künstler, den es beinahe nicht gegeben hätte

Der am 07.07.1946 in München geborene Manfred Alois Segieth hat trotz einer Leidenschaft für Rock `n Roll zunächst keine großen Chancen auf eine Karriere im Musikbusiness. Die streng katholischen Eltern stecken den damals Zwölfjährigen in ein Klosterinternat der Kapuziner. Weltliche Musik ist dort untersagt. Erst, als der Junge zwei Jahre später auf ein Münchner Gymnasium wechselt, kann er seine musikalischen Interessen ernsthaft verfolgen. Über die Schulzeit hinaus wirkt er als Instrumentalist und Sänger in verschiedenen Bands mit.

Zwischenspiel und „Grundlagenstudium“ als Tess

Nach dem Schulabschluss erlernt er beim Münchner Musikverlag Seith die Grundlagen des Unterhaltungsgeschäftes. Er versucht sich in ersten Kompositionen und lernt zudem den Produzenten Frank Farian kennen, von dessen Erfahrung er profitiert. Obwohl Manfred Alois Segieth anschließend ebenfalls als Produzent arbeitet und auch selbstgesungene Songs einspielt, konzentriert sich seine Karriere in den 70er Jahren auf ein anderes Genre: Unter dem Künstlernamen Tess tourt er mit einer Comedy-Show erfolgreich durch die Republik. Das parodistische Konzept findet auf Theaterbühnen, Stadtfesten, in Diskotheken, Soldatenheimen und sogar in einem Uni-Hörsaal regen Anklang. In dieser Zeit stellt das Multi-Talent zudem seine Fähigkeiten als Travestie-Künstler unter Beweis.

Mit eigenem Label versucht er sich unter der Bezeichnung Tess Teiges zwar auch musikalisch als Solokünstler zu etablieren, doch bleiben die Erfolge recht bescheiden.

Als Fancy in den 80ern auf Erfolgskurs

1983 stellt Tess seinem Musikerkollegen Todd Canedy eine eingängige Melodie vor. Bald entsteht der dazu passende Text, und fertig ist der erste Superhit: „Slice me nice“. Aus Tess wird Fancy, was zu deutsch soviel wie „Phantasie“ bedeutet. Der Name ist Programm, denn Fancys nunmehr in schneller Folge erscheinende Hits basieren auf einer wahrhaft phantastischen Klangkombination: Herzerweichende Melodien, gekoppelt mit einem gepfefferten Sound. Ein Konzept, mit welchem etwas zeitgleich auch Modern Talking Erfolge feiert. Fancy wird europaweit zum Star. So hält sich allein der Titel „Bolero“ in Spanien drei Monate lang an der Chartspitze. Den Höhepunkt der Popularität erreicht Fancy 1988 mit seinem unbestritten erfolgreichsten Song „Flames of Love“, welcher bis heute zum Standardrepertoire vieler Radiostationen gehört.

It´s me The Hits 1984 - 1994

Ein Intermezzo in Las Vegas und das Comeback

Mit dem rasanten Abflauen der Europop-Welle 1990 sowie dem Siegeszug von House- und Technoklängen verblasst auch Fancys Ruhm zusehends. Zwar produziert der Künstler weiterhin exzellente Pop-Werke, doch aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet er fast völlig. In diese Zeit fällt eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit mit seinen Freunden Siegfried und Roy. Für die Shows der beiden deutschstämmigen Unterhaltungskünstler in Las Vegas schreibt Fancy die Bühnenmusik.

1998 beginnt mit dem Comeback von Modern Talking ein regelrechtes Revival der 80er Jahre. Alte Hits werden aufgepeppt und finden reißenden Absatz. Auch Fancy profitiert von dieser Entwicklung und ist mit zwei Remix-Alben gleichzeitig in den Charts vertreten. Zwei Jahre später erreicht er mit einem aktuellen Titel beim deutschen Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest“ den fünften Platz.

Der Sänger Fancy: verehrt und abgelehnt

Fancy zu mögen, ist mehr als eine musikalische Geschmackssache. Wie bei vielen Stars, fließt neben der eigentlichen Musik auch die Person des Künstlers selbst in die öffentliche Bewertung ein. In dieser Hinsicht ist Fancy durchaus umstritten. Seine extravagante Erscheinung wird (ebenso wie die mehrfachen Remixe alter Hits) nicht selten als Trash kritisiert. In früheren Jahren präsentierte sich der Sänger beispielsweise stark geschminkt. Dennoch erweist sich der Künstler gegenüber Fans und Publikum als bodenständiger und umgänglicher Mensch. „Wenn du bei Erfolgen ausflippst, wirst du so schnell abstürzen, wie du aufgestiegen bist“, erklärte Fancy einmal auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Positive Schlagzeilen macht Fancy zudem durch sein Engagement für Nachwuchstalente sowie für den Tierschutz.

Künstler mit dauerhaftem Star-Status

Rein musikalisch gesehen, finden sich neben den bekannten Hits auf allen Fancy-Alben auch Titel, die von der Experimentierfreude des Sängers, Komponisten und Produzenten künden. Nicht jeden Versuch mag der unbedarfte Hörer als gelungen ansehen. Doch es befinden sich auch einige unentdeckte Perlen darunter. Alle Songs weisen zudem gleichermaßen eine beeindruckende Ideenvielfalt auf, gepaart mit feinstem Produzentenhandwerk.

Obwohl Fancy, mittlerweile im Rentenalter, kaum mehr in den Top-Charts oder auf Titelseiten vertreten ist, kann er sich dennoch auf das solide Heer der Fans verlassen, die auch seine neuen Werke zu schätzen wissen. Unabhängig vom schnell wechselnden Rummel um aktuelle Topstars, hat sich Fancy somit längst fest im Pop-Himmel etabliert.


Missbrauch melden Mehr erfahren