Der britische Premierminister Winston Churchill

Es gibt gewisse Umstände englischer Lebensart, über die der Rest Europas einfach nur schmunzelnd den Kopf schüttelt: Übertrieben noble Umgangsformen, gewöhnungsbedürftige Frühstücksmenüs und ein ziemlich eigenartiger Humor sind wohl die bekanntesten Beispiele dafür. Auch die offiziellen Repräsentanten des Vereinten Königreichs wirkten in der Vergangenheit gelegentlich etwas skurril. Man denke nur an Prinz Harry im Hitler-Kostüm, die lebenslustige „Queen Mum“ oder die kontrovers diskutierte „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher. Als bisher schillerndster Politiker Großbritanniens dürfte jedoch ein anderer gelten: Sir Winston Churchill.

Winston Churchill: Witzfigur oder großer Staatsmann?

Die politische Laufbahn von Winston Churchill weist eine heute eher selten anzutreffende Vielfalt auf. Mehrfach änderte der 1874 geborene Adlige seine Parteizugehörigkeit. Höchste Staatsämter wechselten sich ab mit Zeiten, in denen er als politisch tot galt. Als ehemaliger Offizier scheute sich Churchill auch in späteren Jahren nicht, gefährliches Terrain selbst zu betreten. Bekannt war der zweimalige Premierminister für seine Skrupellosigkeit, er galt jedoch gleichzeitig als schlagfertig, unzuverlässig und trinkfreudig. Er wurde gleichermaßen verehrt, karikiert und verspottet. Als er 1965 starb, verlor die Welt ein echtes Original. Die Nachwelt tat sich schwer, die Persönlichkeit des großen Staatsmannes griffig und präzise zu charakterisieren. Vielleicht auch deshalb lebt die Erinnerung an Churchill in einer Vielzahl von Zitaten und Anekdoten weiter, von denen einige nachfolgend (ohne Anspruch auf detailgenaue Authentizität) aufgelistet sind:


Der nackte Premierminister

Als nachtaktiver Mensch war Churchill ein ausgewachsener Morgenmuffel. Manchmal stand er sogar erst mittags auf und erledigte noch vor dem Ankleiden einige Arbeiten nebenbei. Während eines Besuchs beim amerikanischen Präsidenten hat sich 1941 daher im Weißen Haus angeblich eine peinliche Begebenheit abgespielt: Präsident Roosevelt betrat das Zimmer des Briten und erblickte einen Premierminister, welcher splitternackt in sein Diktiergerät sprach. Churchill überspielte die ungewöhnliche Situation mit den Worten: „Der Premierminister von Großbritannien hat vor dem Präsidenten der USA nichts zu verbergen...“ (1)


Geistreiche Zitate Churchills

Gerade in politischen Dingen gelang es Churchill oftmals, ernste Wahrheiten mit geistreichem Humor zu präsentieren. So erlangte beispielsweise folgende Erkenntnis des Staatsmannes weltweite Berühmtheit: „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“ (2)

Den Unterschied zwischen Marktwirtschaft und marxistischer Ideologie wiederum kommentierte der bedeutende Staatsmann trocken: „Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die Verteilung des Elends.“ (2)

Der britische Premierminister hegte eine eindeutige Abneigung gegen Sport. Sein vermutlich kürzestes Statement dazu soll aus gerade einmal zwei Worten bestanden haben: „No Sports!“(2)

Dass er auch ohne Sport ein hohes Lebensalter erreichte, begründete der wohlgenährte Churchill mit der Aussage: „Ohne die Küche meiner Frau wäre ich nicht so alt geworden.“ (2)

Ebenbürtige Kontrahenten: Sir Churchill und Lady Astor

Eine der politisch und persönlich ärgsten Gegnerinnen Churchills war Lady Nancy Astor. Als verbürgt gilt der vermutlich prominenteste Schlagabtausch zwischen beiden: „Wenn Sie mein Mann wären, würde ich Ihnen Gift in den Tee schütten!“, erboste sich Lady Astor. Churchill konterte: „Wenn ich Ihr Ehemann wäre, Nancy, ich würde den Tee trinken!“ (1)

Lady Nancy Astor lud Churchill einmal zu einem Kostümball ein. Der trinkfreudige Staatsmann fragte, wie er sich denn verkleiden solle. Schlagfertig erwiderte Lady Astor: „Warum kommen Sie nicht einfach mal nüchtern, Herr Premierminister?“ (1)

Über Churchills Alkoholkonsum lästerte Lady Astor offenbar recht gern. Einmal soll sie sich ganz direkt darüber empört haben: „Mister Churchill, Sie sind betrunken!“ Der solchermaßen Gescholtene antwortete allerdings recht ungerührt: „Und Sie, Lady Astor, sind hässlich. Aber mein Zustand ist morgen früh vorbei...“ (1)

(1) Zitate aus "Anekdoten um berühmte Menschen", Kaiser Verlag GmbH, 2003

(2) Zitate aus www.zitate.net


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