Henry Armstrong: Ein Boxweltmeister findet Gott

Henry Armstrong wurde bekannt als der Boxer, der drei Weltmeistertitel gleichzeitig hielt. Doch seinen härtesten Kampf focht ein anderer für ihn aus ...


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Sie sind erstaunlich ausdauernd und kämpfen bis zur völligen Erschöpfung: die Helden des Boxrings. Immer neue Rekordjagden, bewegende Kämpfe und ein unwahrscheinlicher Rummel um ihre Person prägen das Leben der großen Champions. Der Boxsport ist nur durch sie ein millionenschweres Geschäft. Doch es gibt auch Schattenseiten: Viele der gefeierten Sieger geraten nach ihrer aktiven Zeit schnell in Vergessenheit. Einer der ganz Großen, von dem heute meist nur noch wirkliche Sport-Freaks wissen, war Henry Armstrong. Sein Name (deutsch: „Arm-stark) schien Programm zu sein ...

Armstrong, geboren am 12. Dezember 1912 im US-Bundesstaat Mississippi als Henry Melody Jackson jr., war das elfte von fünfzehn Kindern eines farbigen Iren und einer Cherokee-Indianerin. In seiner Kindheit dienten ihm Baumstämme als Trainingspartner. „Keiner meiner späteren Gegner war so stark wie eine alte Eiche", soll der erfolgreiche Boxer rückblickend diese ungewöhnliche Kraftübung kommentiert haben. Henry Armstrong begann zunächst als Amateur-Boxer bei Gelegenheitskämpfen. Sein damaliger Trainer hieß Harry Armstrong, daher nahm Henry diesen Nachnamen ebenfalls an.

1931 verlor der Boxer seinen Debütkampf als Profi. Vermutlich lag dies an Henry Armstrongs mangelhafter Ernährung aufgrund der damaligen Wirtschaftskrise. Doch bald ging es für den jungen Boxer auf der Erfolgsleiter nur noch in eine Richtung: steil nach oben. Seiner gefürchteten Hakenserien wegen nannte man ihn bald den „Hammering Hank“. Von 180 Kämpfen gewann er 151, davon 100 Mal durch k. o., was ihm einen weiteren Spitznamen einbrachte: „Hurricane Henry“, denn wie ein Wirbelsturm kam er über die Gegner und vernichtete sie regelrecht.

Sein bis heute unerreichtes Meisterstück legte er jedoch zwischen 1937 und 1938 ab. Innerhalb von elf Monaten holte er sich den WM-Titel in drei Gewichtsklassen, im Feder-, Welter- und Leichtgewicht. Im dramatischen Kampf um den dritten Titel (Leichtgewicht) erlitt Armstrong zwar eine Platzwunde und verlor ungefähr einen Liter Blut, doch er besiegte seinen Gegner Lou Ambers und wurde damit Träger dreier Weltmeistergürtel gleichzeitig.

Um die nötigen Pfunde für die jeweils höheren Gewichtsklassen abzusichern, verordneten Armstrongs Hintermänner ihm tägliches Biertrinken. Daraus erwuchs dem Champion jedoch ein Gegner, welcher sich später als weitaus stärker erweisen sollte. Sein Name: Alkohol. Durch die ungewöhnliche „Trainingsmaßnahme“ vor dem letzten Weltmeisterkampf war Henry Armstrong auf den Geschmack gekommen. Der bis dahin nahezu unbesiegte Boxer ließ in seiner Leistung deutlich nach. 1945 beendete er seine Karriere mit gerade einmal 33 Jahren.

Da sein Manager die Gagen verschleudert hatte, stand der Boxer vor dem finanziellen Aus. Die folgenden fünf Jahre schlug sich Henry Armstrong als Hilfsarbeiter durch. Nur der Alkohol blieb ihm treu. Mehr als einmal erwachte er morgens in einer Ausnüchterungszelle und musste sich anschließend vor Gericht verantworten.

 An diesem Tiefpunkt errang ein anderer den größten Sieg für ihn: Gott. Nach der Legende schlief der alkoholisierte Ex-Boxer während einer Autofahrt am Steuer ein. Als er wieder zu sich kam, fuhr das Auto noch immer. Armstrong stellte fest, dass das Fahrzeug ohne sein Zutun ungefähr 40 Kilometer zurückgelegt hatte. An diesem Tag bekehrte er sich zu Gott, kam endlich vom Alkohol frei und wurde wenig später Baptistenprediger. Fortan nannte man ihn liebevoll den „Punching-Preacher“ ...

Henry Armstrong starb hochgeachtet am 23. Oktober 1988. Er hinterließ seinen Bewunderern mehr als die Tatsache, bislang einziger Boxweltmeister dreier Gewichtsklassen gewesen zu sein. Sein Lebens-Fazit beschreibt der"Spiegel" folgendermaßen:

„Den Menschen zu helfen ist das Schönste – jedenfalls ist es viel besser, als sie k. o. zu schlagen." (Der Spiegel Nr. 44 /1988). Gemäß diesem Motto wurde und wird eine von Armstrong gegründete Stiftung für Unterprivilegierte heute beispielsweise von namhaften Ex-Boxern wie Mike Tyson oder Joe Frazier finanziell unterstützt.

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